Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde

Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde

Meine Tochter ist zweieinhalb. Und sie liebt Peppa Pig.
Alles begann damit, dass ich auf einer Brücke ein Stofftier fand: George Pig.
Eine Woche später befanden sich ein Strandball, eine Schirmmütze, zwei T-Shirts, ein Langarmshirt, eine Hose, vier Duplofiguren, ein Bilderbuch und ein Roller in Ms Besitz. Alles von ©Peppa Pig.

Ach ja, und nicht zu vergessen, eine große Peppa Pig aus Plüsch. Aber nur, weil ihr Bruder George unter die Gleise gekommen war, klar.

Mit zwei geht es los. Die unschuldigen Babyjahre sind vorbei, das Konsumieren fängt an.

Ich weiß ja, wie Kapitalismus funktioniert: Wir kaufen Dinge, von denen wir noch gar nicht wussten, dass wir sie brauchen.

1. Kunde Kind

Das Zynische: Bei Kleinkindern funktioniert Merchandising am besten. Kleinkinder wollen alles haben, was sie sehen – mehr noch, sie glauben, alles, was sie sehen, gehöre ihnen.
Und die Großen beschenken sie umso lieber, denn was ist schöner als die Freude eines Kindes?

Da fangen selbst vormals moderat Schenkende an, jeden erdenklichen Quark zu kaufen. Hauptsache, der Aufdruck stimmt.
Das Kind freut sich und wird in seinem Glauben bestärkt: Mir gefällt etwas, ich bekomme es (und noch viel mehr).

Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde

2. Geschenkideen für Kleinkinder

Nun könnten kritische Geister einwenden: Warum freust du dich nicht mit deinem Kind über die Peppa-Geschenke und entspannst dich? Die Phase geht auch vorbei.

Freuen und entspannen finde ich gut.

Geht umso besser, wenn man nicht ständig mit Dingen beschenkt wird, die man und Kind nicht braucht.

Wie viele Päckchen bekommen deine Kinder an Weihnachten? Freuen sie sich beim Öffnen des fünften noch genauso wie beim ersten?

Ms Cousin ist vor Kurzem drei geworden. Er packt das erste Geschenk aus. Seine Eltern geben ihm ein zweites. Er: „Ich habe doch schon ein Geschenk bekommen.“

Natürlich ist es schön, Kindern eine Freude zu machen. Gut, dass das nicht nur mit Geschenken geht.

Hierüber freut sich M genauso wie über Sachen aus dem Peppa-Fanshop:

  • Nach der Kita auf den Spielplatz gehen.
  • Gemeinsam einen Kuchen backen.
  • In der Badewanne mit Sandförmchen planschen.
  • Kräcker in Buchstabenform.
  • Einkaufen spielen.
  • Ein Peppa-Bilderbuch anschauen. Schon wieder Peppa!
Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde. Verzweiflung.

3. Minimalismus mit Kindern

Nur weil du minimalistisch lebst, musst du das nicht deinem Kind aufzwingen.

Ein Argument, das auch gern beim Veganismus gebracht wird. Nur weil du dich rein pflanzlich ernährst, musst du ja nicht auch dein Kind dazu zwingen!

Ähm…. ja.

Eltern haben einen bestimmten Lebensstil, den sie zwangsläufig ihren Kindern vorleben.

Das in Offenbach lebende Kind eines Banker-Ehepaars bekommt vermutlich andere Regeln und Werte vorgelebt als der Zögling eines in Neukölln ansässigen Grafikdesigner-Pärchens aus Hamburg.

Von aufzwingen kann keine Rede sein.

Sollten Kinder von klein auf an Konsum gewöhnt werden? Damit sie das „schonmal kennen“?

Gibt dein Kind bloß nicht auf eine Montessori-Schule, da verweichlicht es nur! Kinder müssen auf das knallharte Leben vorbereitet werden!

Kinder profitieren von Minimalismus mehr als von Konsum.

  • Ein Überangebot an Spielsachen überfordert Kinder. Womit sollen sie spielen?
  • Eine kleine, bewusste Auswahl an Spielsachen fördert das Spielen im Flow.
  • Kinder beschäftigen sich länger mit einer Sache.
  • Kinder lernen, wertzuschätzen, was da ist.
Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde. Finde den Peppa-Roller!
Finde den Peppa-Roller!
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4. Ein Leben ohne Peppa

…ist sinnlos, aber möglich.

Wenn du auch keine Lust auf Merchandising-Kapitalismus hast, fragst du dich jetzt sicher, wie du dem entkommen kannst.

  1. Peppa kannst du nicht entkommen, es sei denn, du willst deine Kinder von allen Medien fernhalten. Ich finde übrigens, dass Peppa Pig eine schöne, kleinkindgerechte und witzige Sendung ist.
  2. Was hilft: rechtzeitig kommunizieren. Sobald der Hype anfängt, teile allen Verwandten, Bekannten und Freunden mit, dass sie deinem Kind gern Ausflüge schenken können, aber bitte nichts mit Peppa-Aufdruck. Das wird nur in 50 Prozent aller Fälle funktionieren, aber hey. Besser als nichts.
  3. Bringe deinem Kind bei, dass es nicht alles haben muss, was es sieht. Zeig ihm, dass es genauso schön ist, Dinge zu betrachten und danach einfach weiterzugehen.
Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde. Weitergehen.

Bildquellen: © Arman Mynbaev (Beitragsbild; Kind), Unsplash: billow926 (Graffiti)

Leiden deine Kinder auch unter dem Peppa-Fieber? Welche Ideen hast du, um nicht überall rosa Schweinchen zu sehen? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

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6 thoughts on “Peppa über alles: Das Kleinkind als Kunde

  1. Stephanie says:

    Hallo Marion,
    dein Artikel hat mich schmunzeln lassen.
    Du kannst den Peppa- Wahn wohl nicht aufhalten.
    Zur Zeit ist es Peppa, davor war es die Eiskönigin, Batman, Hello Kitty usw.
    Ich arbeite in einer Kita und da wird der Hype geradezu gelebt.Dann gibt es auch das Karneval- Kostüm im jeweiligen Favorit….! Für einen Tag!
    Da ich ABER auch „Oma“ bin,freu ich mich (wahrscheinlich mehr als mein Enkel) mit dem angesagten Peppa strahlende Kinderaugen zu bekommen.
    Da musst du wohl mit der „rosa Welt“ noch eine Weile leben, bis die nächste Welle kommt.

    Rosa Sonntagsgrüße

    Antworten
    1. Marion says:

      Hallo Stephanie,

      dein Kommentar hat mich ebenfalls schmunzeln lassen.
      Neulich habe ich ein Kind im Spiderman-Outfit auf dem Sand-Matsch-Spielplatz gesehen, das Kostüm war drei Nummern zu groß… Man kann sich vorstellen, in welchem Zustand der kleine Spiderman war.

      Bei Peppa und allen anderen derartigen Phänomenen finde ich es wichtig, das richtige Maß zu finden und zu bewahren. Nur, weil es einen Schweinchen-Aufdruck gibt, heißt es ja nicht unbedingt, dass das Kind den Gegenstand braucht.
      Und umgekehrt soll es auch nicht so sein, aus Prinzip keine Merchandising-Artikel zu kaufen- vor allem, wenn sie gebraucht sind.

      Das Enkelkind liebt Legos? Dann ist das Peppa-Haus aus Duplos eine tolle Geschenkidee.
      Das Kind besitzt eine ganze Sammlung von Bällen? Dann ist ein weiterer Ball mit Wutz-Familie darauf überflüssig.

      Herzliche Sonntagsgrüße zurück
      Marion

      Antworten
  2. Katharina says:

    Hallo Marion,

    Ganz lieben Dank für diesen tollen Artikel, natürlich auch für die anderen zuvor.
    Meine Tochter ist 16 Monate jung und fängt immer mehr an zu motzen, wenn ich ihr Dinge wieder wegnehmen muss, weil sie zu gefährlich sind – da graut es mir schon vor dem Alter zwei Jahre, wenn, wie du schreibst, der Konsum richtig losgeht.
    Ich selbst lebe seit über zwei Jahren minimalistisch – ich kenne auch die gängigen Tipps wie Aktivitäten schenken, gebrauchtes kaufen, wenig schenken… was du oben auch so schreibst. Ich denke, dass lässt sich auch relativ gut einhalten, am Ende bin ja ich diejenige, die etwas kauft oder Zeug nicht ins Haus lässt 😀
    Was mich aber interessiert – wie gehst du mit den Diskussionen um? Wie erklärst du deinem Kind, warum die meisten Freunde viel zu viel Spielzeug haben, du es aber nicht möchtest? Kleinkinder verstehen ja Gedanken wie Minimalismus, Nachhaltigkeit, Umwelt, etc. nicht bzw. können sie es ja nicht wie wir dann auf Situationen und Handlungen übertragen. Da würde mich mal ein Blogeintrag zu interessieren, der das im Detail aufgreift 🙂
    meine Kleine kommt im September in die Kita, mir graut es schon davor, was dann alles hinsichtlich Konsum passiert…. Bisher kann ich das weitestgehend beeinflussen und steuern, aber ab dann… Oh jeeee 🙂

    Ich freue mich über weitere Artikel zum Thema.
    Eine wunderschöne Woche.
    Katharina

    Antworten
    1. Marion says:

      Hallo Katharina,

      vielen Dank für deinen Kommentar.

      Meine Tochter wird im Dezember drei und bisher hat sie noch nicht angefangen zu diskutieren. 😉
      Im Moment versuche ich ihr beizubringen, dass man schöne bunte Plastiksachen (warum gibt es an Ferienorten immer so viel Spielzeuge auf Kinderhöhe?🙈) auch nur anschauen kann, sie aber nicht besitzen muss. Das klappt mal mehr, mal weniger gut.
      Wenn sie älter ist und Argumente (besser) versteht, werde ich ihr erklären, dass sie Dinge viel mehr wertschätzen kann, wenn sie keine unüberschaubare Anzahl von ihnen hat. Dass spielen mehr Spaß macht, wenn nicht hunderttausend Sachen zur Verfügung stehen.
      Dass aussortieren schön sein kann, damit wieder Platz für Neues geschaffen wird.

      Darüber schreibe ich sicher nochmal einen Beitrag, danke für die Anregung!

      Herzliche Grüße
      Marion

      Antworten
  3. Julia says:

    Habe heute erst deinen Blog entdeckt, gefällt mir sehr gut!
    Habe einen fast 4-Jährigen und eine bald 2-Jährige – Peppa und Bobo und Paw Patrol etc. ist hier auch hoch im Rennen. Bis jetzt geben sich beide recht zufrieden mit „im Laden anschauen“, der Große bekam, da eh benötigt, mal Paw Patrol und Feuerwehrmann Sam – Socken – das ist auch bei mir geschmacklich das höchste der Gefühle. Ansonsten sind wir Fan von Ausleihen von Freunden, wenn es wirklich mal DAS Spielzeug etc. sein muss. Verwandte und Freunde sind zum Glück ähnlich eingestellt und verschenken eher ihre Zeit.

    Antworten
    1. Marion says:

      Hallo Julia,

      vielen Dank, das freut mich! 🙂

      Großartig, dass eure Verwandten und Freunde auch eher minimalistisch eingestellt sind, das macht es viel einfacher und konfliktfreier. Und für die Kinder auch besser nachzuvollziehen.
      Meine Tochter ist letzte Woche in den Kindergarten gekommen. Ich habe noch nie so viel Spielzeug in einem Raum gesehen. Für die Kleine stelle ich mir den Wechsel zwischen Zuhause und Kindergarten schwierig vor. Zuhause gibt es nur wenige Dinge, mit denen sie gerne spielt, im Kindergarten ein Overkill aus Babypuzzles, Kinderküchen, Puppen und Werkzeugkästen…
      Wie ist das in eurer Kita/ eurem Kindergarten?

      Herzliche Grüße
      Marion

      Antworten

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